Warum ich meinen Beruf liebe
Ich muss etwas gestehen: Jura hat mir nicht immer nur Freude bereitet.
Denn in Studium, Referendariat und als Berufsanfänger werden auch Bereiche berührt, die weder besonderes Interesse noch Leidenschaft in mir entfacht haben. So gehörte z.B. auch dazu Straftäter anzuklagen oder zu verteidigen, Urteile zu Verkehrsunfällen zu schreiben, Mietminderungen durchzusetzen und Ehescheidungen zu begleiten. Dabei wollte ich doch nur Medizinrecht machen. Denn Medizin hat mich immer mehr interessiert als Jura. Nicht nur mehr, sondern leidenschaftlich. Ich wollte aber kein Arzt sein, sondern Anwalt.
Aber auch der Beruf des Anwaltes war nicht immer nur befriedigend.
Denn der Anwalt muss auch dann für seinen Mandanten argumentieren, wenn dieser auf der falschen Seite des Rechts steht. Sonst begeht er einen Parteiverrat. Deshalb kann es vorkommen, dass er den Starken gegen den Schwachen vertritt, oder den, der im Unrecht ist, gegen den, der im Recht ist. Der Konflikt, der sich daraus ergibt, lässt sich nicht immer vollständig mit dem Argument lösen, dass es nun einmal die berufsrechtliche Aufgabe des Anwaltes ist, die Interessen seines Mandanten (und nur seines Mandanten) zu vertreten. Es gab immer wieder Zweifel am Fall, am Beruf und an mir selbst.
Anwalt auf Patientenseite – mein Zuhause
Nach einigen auch bitteren Erfahrungen blieb für mich nur ein Weg aus diesem Dilemma, ein Weg, um Anwalt, Medizin und Leidenschaft zu kombinieren: Anwalt im Arzthaftungsrecht. Und zwar ausschließlich auf Patientenseite. Nur hier bin ich zuhause.
Dabei ist es nicht nur ein tägliches Geschenk, ständig etwas Neues über Medizin lernen zu dürfen. Es ist auch zutiefst befriedigend, sich für den Schwächeren einzusetzen und den Patienten gegen den übermächtigen Versicherungskonzern zu vertreten.
Etwas Wesentliches habe ich noch nicht erwähnt; etwas besonders Kostbares: nämlich Sinn. Die Arbeit vermittelt mir in allem, was ich tue, das wertvolle Gefühl von Sinn.
Denn das Ziel ist es, dass ein schwer geschädigter Mensch wieder ein Stück seiner alten Lebensqualität zurückerhält. Gelingt es, ist es überwältigend. Gelingt es nicht, hat man zumindest nicht kampflos aufgegeben und sich der Herausforderung gestellt.
Ich kann mir keine größere Erfüllung vorstellen, als einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen zu dürfen.