10 Missverständnisse bei der Wahl eines Fachanwalts für Medizinrecht – und wie Sie sie vermeiden
Die Beauftragung eines auf Medizinrecht spezialisierten Anwalts ist oft der entscheidende Schritt, um Ansprüche nach einem Behandlungsfehler erfolgreich durchzusetzen. Doch bei der Auswahl und Zusammenarbeit mit einem Anwalt gibt es viele Missverständnisse und Irrtümer, die den Erfolg eines Verfahrens gefährden können.
Die 10 häufigsten Irrtümer
1. Jeder Anwalt kann medizinrechtliche Fälle bearbeiten
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass jeder Anwalt medizinrechtliche Fälle bearbeiten kann. Medizinrecht ist ein hochspezialisiertes Rechtsgebiet, das fundierte Kenntnisse der medizinischen Praxis und der aktuellen Rechtsprechung erfordert. Fachanwälte für Medizinrecht verfügen über die erforderlichen Kenntnisse und die Erfahrung, da sie für die Verleihung des Titels sowohl die erforderliche Fachkunde durch eine Prüfung als auch die erforderliche Erfahrung durch die Bearbeitung von mindestens 60 Fällen aus dem Fachgebiet nachweisen müssen.
2. Der Fachanwalt kann alle medizinischen Fachgebiete abdecken
Ein weiterer Irrtum ist, dass ein Fachanwalt für Medizinrecht alle medizinischen Fachgebiete gleichermaßen beherrscht. Die Medizin ist ein weites Feld und Anwälte spezialisieren sich oft auf bestimmte Bereiche wie Geburtsschäden, Arzthaftungsrecht oder Arzneimittelrecht. Es ist wichtig, einen Anwalt zu wählen, der Erfahrung auf dem Gebiet hat, auf das sich Ihr Fall bezieht.
3. Ein so hoch spezialisierter Anwalt ist zu teuer
In Deutschland gilt zunächst einmal das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz, an das alle Rechtsanwälte gebunden sind. Ein Anwalt darf also nicht teurer sein als ein anderer. Davon kann nur abgewichen werden, wenn es die Situation oder der Fall rechtfertigt. Wir beraten Sie im Vorfeld völlig transparent über alle anfallenden Kosten, damit Sie keine bösen Überraschungen erleben.
4. Der Anwalt wird den Fall schnell lösen
Gerichtsverfahren im Medizinrecht können langwierig und komplex sein. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass ein spezialisierter Anwalt den Fall immer schnell abschließen kann. Eine gründliche Vorbereitung und die Einholung von medizinischen Gutachten benötigen Zeit, um die besten Erfolgsaussichten zu gewährleisten.
5. Ein guter Anwalt wird den Fall immer gewinnen
Auch der beste Anwalt kann keinen Erfolg garantieren. Gerichtsentscheidungen hängen von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Beweislage, von Sachverständigengutachten und von der Auslegung des Richters. Ein seriöser Anwalt wird Ihnen realistische Erwartungen setzen und Sie über Risiken und Chancen aufklären. Er wird Ihnen auch ehrlich sagen, wenn die Chancen gering sind.
6. Der Anwalt macht alles
Mandanten neigen dazu zu glauben, dass der Anwalt alle Aufgaben alleine übernimmt. Ihre Mitarbeit ist jedoch entscheidend. Auch wenn wir in der Regel die Hauptarbeit für unsere Mandanten erledigen, ist es für den Erfolg Ihres Falles wichtig, dass Sie alle relevanten Unterlagen zur Verfügung stellen, den Sachverhalt detailliert schildern und aktiv mit dem Anwalt zusammenarbeiten.
7. Gegen Krankenhäuser/Versicherungen hat man sowieso keine Chance
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus! Historisch gesehen gab es eine gewisse Scheu, sich mit den Göttern in Weiß anzulegen. Heute ist das anders, denn Arztfehler sind zwar menschlich, bedeuten aber eine oft gravierende Einschränkung im Leben, die man nicht hinnehmen muss. Unsere Erfolge in diesem Bereich sprechen für sich und zeigen, dass man mit der richtigen Unterstützung an seiner Seite sehr gute Chancen hat.
8. Ein verlorener Prozess ist das Ende
Viele Mandanten glauben, dass ein verlorener Prozess das Ende ihrer rechtlichen Möglichkeiten bedeutet. Oft gibt es jedoch die Möglichkeit, Berufung einzulegen oder nach außergerichtlichen Lösungen zu suchen. Ihr Anwalt kann Sie über die nächsten Schritte informieren.
9. Für eine außergerichtliche Einigung braucht man keinen Anwalt
Auch bei einer außergerichtlichen Einigung ist die Unterstützung durch einen Rechtsanwalt wichtig. Er kann Ihre Interessen vertreten, Verhandlungen führen und dafür sorgen, dass Sie eine angemessene Entschädigung erhalten. Ohne Rechtsbeistand können wichtige Aspekte übersehen werden.
10. Ein Anwalt ist nur vor Gericht wichtig
Ein Fachanwalt für Medizinrecht macht viel mehr als nur die Vertretung vor Gericht. Er berät Sie umfassend, hilft bei der Beweissicherung, erstellt Gutachten und führt Verhandlungen mit Versicherungen. Diese Arbeit beginnt lange vor dem Gerichtstermin und kann für den Erfolg Ihres Falles entscheidend sein.
Fazit
Die Wahl des richtigen Fachanwalts für Medizinrecht und die Zusammenarbeit mit ihm sind entscheidende Faktoren für den Erfolg bei medizinrechtlichen Ansprüchen. Vermeiden Sie diese häufigen Fehler, um Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Durchsetzung Ihrer Ansprüche zu maximieren. Informieren Sie sich gründlich, kommunizieren Sie offen mit Ihrem Anwalt und nehmen Sie aktiv am Prozess teil. Dann sind Sie auf dem besten Weg, Ihre Ansprüche erfolgreich durchzusetzen.
Rechtsanwalt Alexander Rüdiger Fachanwalt für Medizinrecht, Fachanwalt für Versicherungsrecht
Lehrbeauftragter der Universität Siegen