Lebensfreude und Lebensqualität nach schweren Schicksalsschlägen
Die menschliche Seite des Anwaltsalltags
Auch nach schwersten Schicksalsschlägen ist Lebensfreude wieder möglich. Unzählige Betroffene erfahren das am eigenen Körper. Wissenschaftliche Studien erklären plausibel, warum eine körperliche Behinderung persönliches Glück nicht verhindern und keine emotionale Einschränkung bedeuten muss.
Unsere Rechtsanwälte arbeiten täglich für schwer kranke und behinderte Menschen. Das Schicksal der Mandanten, die schwere Unfälle erlitten haben oder Opfer von Arztfehlern wurden, geht ihnen emotional nah. Eine Lähmung, der Verlust von Körperfunktionen, lebenslange Schmerzen oder andere schwerste Behinderungen bedeuten oft ein Aus für Lebensfreude und Lebensqualität. Doch viele Betroffene gehen mutig mit ihrem Schicksal um und sind häufig sogar zufriedener und glücklicher sind als der Durchschnittsmensch.
Glück, Lebensfreude trotz Schicksalsschlägen?
Mit meinem Blogbeitrag heute hoffe ich daher, Ihnen Mut machen zu können. Ich möchte Ihnen von einer Studie erzählen, deren Ergebnis meine Erfahrung bestätigt: Ungewöhnliche Schicksalswendungen können Lebensfreude und Lebensqualität nicht verhindern.
Eine amerikanische Studie untersuchte das Glücksempfinden von Lottogewinnern und – größer könnte der Gegensatz nicht sein – von querschnittsgelähmten Unfallopfern. Wie erwartet, stieg das Glücksgefühl bei den Lottospielern in den ersten Monaten nach dem Gewinn stark an, während das der Unfallopfer dramatisch sank. Ein Jahr danach später wurden die Betroffenen erneut nach Ihrem Glücksempfinden befragt. Erstaunlicherweise war die Einschätzung der persönlichen Lebensfreude nach dieser doch relativ kurzen Zeitspanne in beiden Gruppen ähnlich hoch.
Auch der Harvard-Professor Daniel Gilbert hat das Phänomen Glück und Lebensfreude ausführlich untersucht und die Ergebnisse in seinem Buch „Ins Glück stolpern: Suche dein Glück nicht, dann findet es dich von selbst“ festgehalten. Er kommt zu dem Schluss, dass Lebensfreude immer subjektiv erzeugt wird und von äußeren Einflüssen langfristig weniger abhängt als weithin vermutet.
Wie kommt das?
Zum einen tragen wir subjektiv zu unserem Glück bei, weil wir beginnen zu vergleichen: Was vorher war verblasst, die Erwartungen an die Zukunft steigen und die Gegenwart wird überschätzt.
Zum anderen wird diese Entwicklung durch den Gewohnheitseffekt begünstigt: Der Lottogewinner gewöhnt sich an den hohen Standard und fühlt sich subjektiv kaum glücklicher als vorher; während der z.B. an den Rollstuhl gefesselte immer besser damit zurechtkommt und sich eben auch zunehmend wieder glücklicher fühlt.
Ein Stück Hoffnung und Inspiration
In einem Phasenmodell stellt die Psychologie mögliche emotionale Stufen nach einem schweren Schicksalsschlag dar: Zu Beginn steht die Verleugnungsphase, das „nicht wahrhaben wollen“, Daran schließt sich eine stark emotionale Phase mit Wut, Trauer, Angst oder/und Ruhelosigkeit an. In der dritten Phase beginnen Betroffene den Versuch, sich mit der neuen Realität zu arrangieren. In der vierten und letzten Phase schließlich entsteht ein neuer Selbst- und Weltbezug.
Das neue, veränderte Ich wird ebenso akzeptiert wie die neuen, veränderten Lebensumstände. Ein neuer Lebensstil entsteht – im Idealfall mit der gleichen oder sogar gesteigerter Lebensfreude.
Als Anwalt ist es meine Aufgabe, meinen Mandanten eine angemessene finanzielle Entschädigung für die entstandenen Kosten, den gestiegenen Lebensaufwand und die entgangenen Einnahmen zu verschaffen. Dafür kämpfe ich, denn wenn diese Sorgen genommen sind, können sich alle Kräfte auf die körperliche, emotionale und seelische Gesundung konzentrieren.
Konstanze Quirmbach, Gestalttherapeutin